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MY MILKSHAKE BRINGS ALL THE BOYS TO THE YARD

28.9. – 30.9.2017 Rosa Rauschen, Wien

Exhibition by Christina Gruber & Clemens Schneider

“My milkshake
My milkshake brings all the boys to the yard
And they’re like, it’s better than yours,
Damn right it’s better than yours
I can teach you, but I have to charge”

(Milkshake, Kelis, 2003)

Trink deine Milch!

My Milkshake Brings All The Boys To The Yard
 öffnet seine Milchbar für drei aufeinanderfolgende Abende. Die ehemaligen Verkaufsräume der Milchverarbeitungsanlage treffen wieder auf die ihnen vertrauten Gerüche und Träume treffen auf Räume. Geprägt von Hollywood Blockbustern und den darin vorkommenden Produkten hat der Milkshake für uns eine besondere Rolle. Er steht für den Aufstieg und Fall eines Traumes. Den American Dream. Über die Dauer der Ausstellung verändert sich dieser Traum wie so viele. Die einzelnen Schichten werden sichtbar und der oberflächlich abgelagerte Schaum verschwindet allmählich.

Ein Dekonstruktionsprozess beginnt.

My Milkshake Brings All The Boys To The Yard ein Kunstprojekt von Clemens Schneider und Christina Gruber Rauminstallation Rosa Milchschake

Der Milkshake ist ein süßes, kühles Erfrischungsgetränk, normalerweise aus Milch oder Eis in verschiedenen Geschmacksrichtungen hergestellt. Als Süßungsmittel kommt Zucker oder Sirup zum Einsatz.

Milkshakes, Diners, Full-Service Restaurants und Soda Fountains scheinen wie aus einer längst vergangen Zeit. Eine Zeit in der der American Dream noch eine Chance hatte. Alles war sauber und wurde immer noch besser. Fast kein amerikanischer Film kommt ohne die Szene des gemeinsamen Milkshake-schlürfens aus. Der Milkshake wird zu dem Default Date Drink aber immer mehr auch zum absoluten Gegenteil: die romantische Zweisamkeit bricht spätestens in Trainspotting (1996), wenn zwei Junkies über ihren Shake herfallen.
Aufgrund seiner Konsistenz und Farbe steht der Milkshake für das Reine, Unberührte, die Jungfräulickeit und so trinken meist Mädchen ihren Milkshake in Gegenwart ihrer älteren Begleitung (Lolita, 1997; Manhattan, 1979). Die Züchtigkeit dieses Milchgetränks geht spätestens in Pulp Fiction (1994) verloren als Vega auf Empfehlung von Mia den Milkshake kostet und ihn als pretty fucking good bezeichnet. Ähnlich geht es mit dem American Dream der nach und nach defragmentiert wird und auf neue Art und Weise ausgelegt wird. Analog dazu, wie der Begriff in der Politik verwendet wurde lässt er sich in amerikanischen Filmen wieder finden.

Mit Rauschmitteln versetzt wandelt sich der Engelstrunk in einen diabolischen Cocktail und wird zur Sinneserweiterung, aber auch zum Sleepover Milkshake (Guys and Dolls (1955), A Clockwork Orange (1971), Crawlspace (1986)).
Die Schattenseite dieser milchigen Versuchung gipfelt in 2007, wenn das Getränk nicht einmal mehr auf der Bildfläche erscheint, aber als Metapher für die Penetrierung des Erdbodens, Oil Drilling, steht (There Will Be Blood, 2007).
Der Traum vom amerikanischen Traum ist ausgeträumt. Die Pastellfarben verblassen langsam und es bilden sich Wolken.

Die einzelnen Schichten werden abgetragen.

Begonnen hat alles 1931, als James Truslow Adams in seinem Buch The Epic of America den Begriff des American Dream prägte. Für ihn beinhaltete dieser Traum: a “dream of a land in which life should be better and richer and fuller for every man, with opportunity for each according to his ability or achievement.” Und keineswegs war es für ihn: “It is not a dream of motor cars and high wages merely, but a dream of a social order in which each man and each woman shall be able to attain to the fullest stature of which they are innately capable, and recognized by others for what they are.”

Intensiv wurde der Begriff ab den 1960ern verwendet besonders nach der I Have a Dream Rede von Martin Luther King, 1963.

Seit den 1990ern hat sich der Begriff immer mehr in Richtung Kapitalismus gewendet und strebt hauptsächlich nach Anhäufung von möglichst vielen Habseligkeiten. Seit 2016 ist dieser Traum mit einem bitteren Beigeschmack versetzt, das zarte Rosa färbt sich orange. Ambivalenzen in einer globalisierten Welt werden neu verhandelt. In gleichem Maße, wie der Erdbeer-Milkshake von den Smoothies aus den Kühlregalen verdrängt wird, verliert auch der Blick Richtung Westen an Bedeutung.